Bidetlity
Liebe Fabiola, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Kannst du uns zunächst etwas über dich selbst erzählen? Wie sieht dein Alltag als Mama mit Morbus Crohn aus und wie bist du dazu gekommen, deine Geschichte auf Instagram zu teilen?
Fabiola
Mein Alltag ist oft nicht so planbar und strukturiert wie er im Familienleben sein sollte, glaube ich. Das liegt daran, dass ich oft täglich Prioritäten neu setzen muss. Einfach angepasst an meinen gesundheitlichen Zustand. Oft eine Gratwanderung mit Kindern. Aber mit den Jahren wird man erfahrener. Auch die Kinder „geübter“ und der Alltag so einfacher für alle. An guten Tagen durchleben wir hier das „normale“ Chaos einer Großfamilie. Darunter Ausflüge auf den Spielplatz, Treffen mit Freunden, Termine, Besuch von Sportvereinen etc. Anders, wenn meine Erkrankungen mich stark einschränken. Dann läuft der Tag hier mehr daheim ab. Ich sitze meistens auf der Couch. Es wird Essen bestellt. Termine und Verabredungen müssen oft abgesagt werden.
Nach meiner Diagnose fühlte ich mich als grad frisch gebackene Mama ziemlich allein. Hatte irrsinnig viele Fragen und keine Antworten. Nachdem ich ne Weile in ein echtes Loch gefallen war, holte ich mir psychologische Unterstützung und gründete irgendwann eine Selbsthilfegruppe auf Facebook. Für Frauen mit CED, oder Frauen, deren Kinder eine CED haben. Ein Jahr später wagte ich den Sprung zu Instagram und so nahm alles seinen Lauf.
Bidetlity
Vielen Dank, dass du so offen über deinen Alltag und deine Erfahrungen sprichst. Ich kann mir vorstellen, dass es weniger planbar ist, aber jedes Familienleben ist individuell und es freut mich, dass ihr gemeinsam einen Weg gefunden habt, euch gegenseitig zu unterstützen und füreinander da zu sein.
Du unterstützt seit einigen Jahren den Verein "chronisch-glücklich". Was motiviert dich zu diesem Engagement und welche Rolle spielt der Verein in deinem Leben und im Leben anderer Betroffener?
Fabiola
Als ich mit Instagram angefangen habe dauerte es nicht lange und bin auf die liebe Eva gestoßen (Gründerin von CG). Wir hatten einen tollen Austausch, relativ zügig lernten wir uns näher und persönlich kennen und zusammen mit noch 3 anderen betroffenen schlossen wir uns dem Team von Eva ehrenamtlich an. Mittlerweile sind wir viele im Team, die sich klasse ergänzen. In so einem Verein mitzuwirken und noch intensiver mit der CED-Community in Kontakt und in den Austausch zu gehen gibt einem einen so intensiven, motivierenden und beflügelnden Aufschwung und Kraft, die man sonst kaum wo bekommt. Die CED-Community ist schon was besonderes. Alle streben danach füreinander da zu sein, sich gegenseitig aufzubauen. Der Verein ist mir sehr wichtig und die Menschen darin ebenso. Die Community ist die letzten Jahre stark gewachsen und das zeigt deutlich, dass die Menschen sich danach sehnen, gesehen, gehört und akzeptiert zu werden mit ihrer Erkrankung. Eine CED und ihre Symptome führen schnell dazu, dass Betroffene sich allein fühlen, sich schämen und an Depressionen leiden. Chronisch Glücklich ist mein Save-Space mit Gleichgesinnten und ich würde behaupten, anderen geht es ebenso. Wenn ich darf, würde ich an der Stelle das beste Team und den besten Verein virtuell knuddeln und Eva sagen, dass sie etwas ganz Wichtiges und Wertvolles geschaffen hat.
Bidetlity
Es ist wirklich schön zu hören, wie der Verein dir und vielen anderen Betroffenen einen sicheren Raum bietet, in dem man sich verstanden und unterstützt fühlt. Es klingt sehr empowernd und zeigt, wie wichtig Gemeinschaft und Austausch sind. Der Verein leistet wirklich wertvolle Arbeit, indem er Menschen auffängt und ihnen Kraft gibt.
Spielt deine Erfahrung mit den Themen innerhalb des Vereins und die Gespräche mit den Menschen eine Rolle, wie du die Themen für deine Beiträge auf Instagram auswählst oder wie ist deine Herangehensweise?
Fabiola
Ja, absolut. Ich teile meine Erfahrungen und Expertisen als chronische kranke Mama mit den Betroffenen. Hauptsächlich sind es Themen zu Schwangerschaft, Stillzeit und Mutterschaft.
Bidetlity
Das macht deine Beiträge zu einer wertvollen Ressource, denn vor allem bei tabu behafteten Themen ist die Informationslage oft dünn, obwohl es gerade dann so wichtig ist, sich darüber auszutauschen und voneinander zu lernen.
Gern würde ich jetzt noch zum Thema Intimdusche ein paar Einblicke von dir erlangen. Wie bist du auf die Podusche Bidetlity aufmerksam geworden und was hat dich dazu bewegt, sie auszuprobieren?
Fabiola
Vor der CED- Diagnose hatte ich starke Probleme mit Hämorrhoiden und einer chronischen Analfissur. Damals ein noch sehr stark scham behaftetes Thema, weshalb ich mich viele Monate nicht zum Arzt traute. Bis ich ein Jahr später eine Analvenenthrombose bekam und ein weiteres halbes Jahr später sogar am After operiert werden musste. Der damalige Proktologe hat mir viele wertvolle Tipps zur Po-Hygiene gegeben und so fing ich an kein Toilettenpapier oder Feuchttücher mehr zu benutzen. Ich habe immer abgeduscht. Was unterwegs oder ohne Wanne etwas schwieriger war. Aber ich merkte gleich, wie viel besser es war und natürlich sauberer! Und dann entdeckte ich Bidetlity! Ich hab’s direkt ausprobiert und war begeistert! Selbst nach der Geburt meiner Tochter immer genutzt! Also ich kann mir nicht vorstellen, wie man untenrum richtig und schonend sauber werden kann ohne. Mein jüngster Sohn liebt es auch. Er kann nicht ohne aufs Klo.
Bidetlity
Es freut mich sehr, dass Bidetlity dir in deinem Alltag geholfen hat, besonders nach solch herausfordernden Zeiten. Zum Abschluss unseres Interviews möchte ich dir noch eine letzte Frage stellen:
Was würdest du anderen Menschen, die vielleicht zögern, die Podusche auszuprobieren, raten? Gibt es ermutigende Worte, die du ihnen mit auf den Weg geben möchtest?
Fabiola:
Ich frage mich eher wieso sie zögern. Die Po-Hygiene sollte kein Trend sein. Sie sollte nicht allein aus diesem Grund genutzt werden, weil man nachhaltiger sein möchte. Oder weil man Probleme mit Hämorrhoiden etc hat. JEDER sollte sich untenrum mit Wasser waschen. Sind wir bitte ehrlich und enttabuisieren die Tatsache, dass man mit Klopapier NICHT ausreichend sauber wird. Punkt. In muslimisch geprägten Ländern, oder vielen südländischen Gebieten wird sich immer mit Wasser untenrum gewaschen. Wo es keine Bidets gibt, stehen neben den Toiletten immer Kannen gefüllt mit frischem Wasser oder die Leute nehmen auf öffentlichen Toiletten ihre kleine Wasserflasche mit. Wir haben jetzt die Möglichkeit, bequem unsere Po-Duschen mitzunehmen und sogar mit ausreichend Wasserdruck aus der Po-Dusche untenrum zu säubern. Also ich sage den Leuten ganz klar, wenn sie sich noch nicht „richtig“ waschen und es für sie noch ungewohnt ist, dann ist eine Po-Dusche genau das richtige! Für große und kleine Menschen☺️.
Bidetlity
Vielen Dank für die spannenden Einblicke - sei es zur Unterstützung von Betroffenen durch den Verein oder zur Enttabuisierung von Intim-Hygiene. Wir sind dir sehr dankbar, dass du dir die Zeit genommen hast, deine Erfahrungen mit uns zu teilen, und sind sicher, dass deine Worte vielen Menschen Mut machen.